Oldtimer-Kurzgutachten: Worauf zu achten ist

Es gibt Momente für Oldtimer-Fans bzw. -besitzer, in denen man den Wert des Klassikers wissen muss – beispielsweise beim Kauf oder bei Abschluss der Oldtimer-Versicherung. Eine Möglichkeit, den Wert des Fahrzeugs schwarz auf weiß dokumentieren zu lassen, ist das Oldtimer-Kurzgutachten. Wir stellen Ihnen die Vorteile des Kurzgutachten sowie Wissenswertes zum Thema vor.

Wofür wird ein Oldtimer-Kurzgutachten gebraucht?

Oldtimer-Kurzgutachten für den Kauf bzw. Verkauf

Wenn man sich den lang gehegten Traum von einem Oldtimer erfüllen möchte, sollte man vorab über den aktuellen Marktwert des Wunsch-Fahrzeuges informiert sein. Hier bietet das Oldtimer-Kurzgutachten einen guten Überblick, um den finanziellen Rahmen zu kennen und einen guten Kauf tätigen zu können. Da die Preise der Oldtimer zum Teil stark volatil sind, kann es auch sinnvoll sein, sich den Wert des Fahrzeuges bei einem geplanten Verkauf erneut bestätigen zu lassen.

Oldtimer-Kurzgutachten für das H-Kennzeichen

Nach dem Kauf soll der Oldtimer nun auch das passende Kennzeichen erhalten. Für die meisten Oldtimer-Besitzer fällt die Wahl auf das historische H-Kennzeichen mit den damit verbundenen Vorteilen einer pauschalen und damit zumeist günstigeren Kfz-Steuer, dem problemlosen Einfahren in Umweltzonen und einer Nutzung ohne Kilometerbegrenzung. Für das H-Kennzeichen benötigt man zwingend ein Gutachten nach §23 StVZO.

Oldtimer-Kurzgutachten für die Versicherung

Für die Kasko-Versicherung benötigt man in der Regel auch ein Gutachten. Die meisten Versicherer akzeptieren ein Oldtimer-Kurzgutachten (anstatt eines deutlich aufwändigeren Vollgutachtens) bis zu bestimmen Fahrzeug-Wertobergrenzen; sei es 50.000 oder 100.000 Euro. Manche Versicherer (so auch Hiscox) sind auch mit einer kostengünstigen online-Selbsteinstufung (beispielsweise über classic-analytics) bis zu einer definierten Wertobergrenze zufrieden. Die Bewertung durch das Gutachten stellt sicher, dass der Oldtimer nicht unterversichert ist und im Schadenfall über eine ausreichende Deckung verfügt. Daher ist es sinnvoll, eine solches Kurzgutachten regelmäßig alle zwei bis drei Jahre zu erneuern, um die Wertentwicklung des Fahrzeugs aktuell zu halten; dies gilt insbesondere bei wertsteigernden Maßnahmen wie einem neuen Motor oder einer größeren Reparatur!

Wie bekommt man ein Oldtimer-Kurzgutachten?

Kurzgutachten werden beispielsweise von anerkannten Prüfern von TÜV, Dekra, GTÜ oder KÜS sowie von freien Sachverständigen durchgeführt.

Was genau wird ermittelt / welche Kriterien spielen eine Rolle?

Im Rahmen des Oldtimer-Kurzgutachtens werden von den Prüfern in der Regel folgende Punkte überprüft und dazu Stellung genommen:

  • Erfassung der relevanten Daten am Fahrzeug und Abgleich mit den vorgelegten Unterlagen zum Fahrzeug
  • Stellungnahme anhand der vorgelegten Unterlagen sowie Angaben zur Historie und zu durchgeführten Arbeiten
  • Überprüfung der drei Bereiche „Innen“, „Außen“ und „Technik“ des Fahrzeugs
  • Mehrseitige Bewertung mit Fotos
  • Angabe von Marktwert oder Wiederbeschaffungswert und Festlegung einer Gesamtnote

(Quelle: https://www.dekra.de/de/wertgutachten-oldtimer/

Definition: Marktwert, Wiederbeschaffungswert, Wiederherstellungswert

Der Marktwert beschreibt den aktuellen Wert des Fahrzeugs, der kurzfristig bei einem Kauf oder Verkauf von privat an privat bezahlt werden würde.

Der Wiederbeschaffungswert nennt den Betrag, der aufgewendet werden muss, um kurzfristig am Markt ein gleichartiges und gleichwertiges Fahrzeug zu erwerben ohne Restaurationskosten oder andere zusätzliche Aufwendungen zu berücksichtigen.

Der Wiederherstellungswert setzt sich zusammen aus Anschaffungs- und Restaurierungskosten eines Fahrzeugs, um es in einen vergleichbaren Zustand wie vorher zu bringen. Dabei ist gleichgültig, ob die Instandsetzungskosten den derzeitigen Marktwert des Fahrzeugs übersteigen. Bei einigen Spezialversicherern ist auch dieser Wert nach Absprache versicherbar.

(Quelle: https://www.tuev-nord.de/de/privatkunden/verkehr/auto-motorrad-caravan/oldtimer-wertermittlung/#c701921

Zustandsnoten im Oldtimer-Kurzgutachten

Mittlerweile haben sich folgende Zustandsnoten im Oldtimermarkt etabliert:

Zustand 1 Makelloser Zustand. Keine Mängel, Beschädigungen oder Gebrauchsspuren an der Technik und an der Optik. Komplett und perfekt restauriertes Spitzenfahrzeug. Wie neu (oder besser). Sehr selten.
Zustand 2 Guter Zustand. Mängelfrei, aber mit leichten (!) Gebrauchsspuren. Entweder seltener, guter unrestaurierter Originalzustand oder fachgerecht restauriert. Technisch und optisch einwandfrei mit leichten Gebrauchsspuren.
Zustand 3 Gebrauchter Zustand. Fahrzeuge ohne größere technische und optische Mängel, voll fahrbereit und verkehrssicher. Keine Durchrostungen. Keine sofortigen Arbeiten notwendig.
Zustand 4 Verbrauchter Zustand. Nur eingeschränkt fahrbereit. Sofortige Arbeiten zur erfolgreichen Abnahme gem. § 29 StVZO sind notwendig. Leichtere bis mittlere Durchrostungen. Fahrzeug komplett in den einzelnen Baugruppen aber nicht zwingend unbeschädigt.
Zustand 5 Restaurierungsbedürftiger Zustand. Fahrzeuge im mangelhaften, nicht fahrbereiten Gesamtzustand. Umfangreiche Arbeiten in allen Baugruppen erforderlich. Fahrzeug nicht zwingend komplett.

Kosten des Oldtimer-Kurzgutachtens

Ein Oldtimer-Kurzgutachten bedeutet in der Regel gut investiertes Geld. Kosten von ca. 90 bis 150 Euro lohnen sich, um eine klare Preisvorstellung beim Kauf oder Verkauf eines Oldtimers zu haben. Im Schadenfall kann es außerdem schnell zu deutlich höheren Reparaturkosten kommen. Ein Beispiel: Sollte ein Cabrio-Stoffverdeck kürzlich erneuert worden und nicht dokumentiert sein, ist man schnell mit mehreren Tausend Euro unterversichert. Im Vergleich zum Kurzgutachten würde ein ausführliches Gutachten mit ca. 300 bis 500 Euro zu Buche schlagen; hier muss jeder selbst entscheiden, wie genau das Schnauferl unter die Lupe genommen werden soll.

Wie lange ist ein Oldtimer-Kurzgutachten gültig?

Vorweg: Es gibt kein Ablaufdatum für ein erstelltes Oldtimer-Kurzgutachten. Bei guter Pflege und liebevoller Behandlung – wie es wohl den meisten Oldtimern hierzulande geht – ändert sich am Erhaltungszustand der Fahrzeuge in der Regel wenig und wenn auch nur über längere Zeit. Sollte jedoch eine umfassende Restaurierung anstehen, ist das Gutachten schnell überholt. Dann heißt es, die Modifikationen am Oldtimer neu bewerten lassen!

Welche Unterlagen werden für ein Oldtimer-Kurzgutachten benötigt?

Damit der Prüfer den Oldtimer möglichst genau und individuell bewerten kann und man als Kunde ein optimales Ergebnis erhält, sind folgende Dokumente und Angaben hilfreich:

Checkliste: Unterlagen für das Oldtimer-Kurzgutachten

  • Zulassungsdokumente (historische und aktuelle)
  • Angaben/Dokumente/Fotos über durchgeführte Restaurierungsarbeiten
  • Wartungsnachweise
  • Belege zur Originalität (Auslieferungsbescheinigung, Datenkarte des Herstellers)
  • Nachweise für die Historie des Fahrzeugs
  • Zubehör und Ausstattungsvarianten (z. B. Hardtop)

Autor:in Rainer Peukert

Rainer Peukert hat sich schon in jungen Jahren in die Technik und das Design von Oldtimern verliebt – vor allem in die Schätze der Vorkriegszeit. Für Hiscox ist er auf vielen Events der Szene unterwegs!

Über Hiscox

Hiscox ist ein internationaler Spezialversicherer, der spezielle berufliche und private Risiken abdeckt. Zu den Kunden zählen Selbstständige, Unternehmer, Privatpersonen und Institutionen, die auf die jahrzehntelange Erfahrung und Expertise von Hiscox setzen. Die Produkte sind stets passgenau auf die spezifischen Risiken des Kunden zugeschnitten. Im Schadenfall ist Hiscox sofort zur Stelle und reguliert den Schaden schnell und zuverlässig. Wir freuen uns darüber, dass 99% unserer Kunden zufrieden mit unserem Schadenservice sind (Kundenumfrage 2020).