Freelancer:in werden: Diese 5 Punkte sollten Sie auf dem Weg in die Selbstständigkeit beachten

25.05.2022 von Matthias Beckh

Wer schon länger mit dem Gedanken der Selbstständigkeit spielt und Freelancer:in werden will, hat sich sicherlich schon mit dem ein oder anderen Aspekt vertraut gemacht, den es im Gegensatz zur Festanstellung zu beachten gibt. Dennoch: Beim Start in die Selbstständigkeit kann man schon mal auf den ein oder anderen Stolperstein treffen. Deshalb haben wir, basierend auf unserer Erfahrung als Anbieter einer Freelancer:innen-Plattform, 5 Punkte zusammengestellt, die Sie als Freelancer:in beachten sollten.

Ein Mann sitzt auf den Stufen seines Hauses, liest eine Zeitung und hält dabei eine Tasse in der Hand.

1. Freelancer:in werden: Selbstorganisation & -motivation

Der Grundstein für den Weg in die Selbstständigkeit ist eine gute Selbstorganisation und -motivation. Es ist essenziell, dass Sie sich jeden Tag aufs Neue motivieren können, denn nun sind Sie Ihr:e eigene:r Chef:in und müssen den gesamten Arbeitsprozess eigenständig managen. Da es einige Menschen vor enorme Probleme stellt, eigenverantwortlich produktiv zu sein, empfiehlt es sich, eine klare Struktur zu entwickeln. Für diese Struktur gibt es allerdings kein Schema F. Vielmehr muss sie individuell erarbeitet werden. Als Hilfestellung lohnt es sich, die folgenden Fragen durchzugehen:

  • Wie schnell arbeite ich?
  • Wie viel Freizeit brauche ich?
  • Wie viel Urlaub brauche ich?
  • Wie ist das mit der Buchhaltung?

Basic-Tipps für werdende Freelancer:innen:

Wir von Junico empfehlen, dass sich angehende Freelancer:innen ausgiebig mit ihren Arbeitszeiten und zu bewältigenden Aufgaben auseinandersetzen.

  • Es ist sinnvoll, sich einerseits einen Arbeitsplan pro Monat zu erstellen sowie andererseits einen regelmäßigen Tagesablauf zu strukturieren. In diese Pläne werden alle anstehenden Aufgaben wie bspw. die Akquise und die Buchhaltung mit einberechnet.
  • Die Buchhaltung gilt als eine der lästigen Aufgaben als Freelancer:in, weshalb Sie sich überlegen sollten, diese auszulagern.
  • Zudem sollten auch Urlaube, Krankheitstage und die Freizeit stets mit einkalkuliert werden.
  • Auch wenn Sie das Gefühl haben, jeden Tag etwas leisten zu können, ist es für den mentalen Ausgleich wichtig, dass Sie sich Freizeit nehmen.

2. Freelancer:in werden: Das eigene Profil & Selbstmarketing

Um als Freelancer:in erfolgreich zu sein, sollten Sie ein aussagekräftiges Profil entwickeln, um potenzielle Kund:innen von sich zu überzeugen. Leider vernachlässigen jedoch viele Freelancer:innen diesen Aspekt. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass attraktive Profile einen größeren Kundenstamm generieren. Seien Sie deshalb aktiv auf diversen Plattformen wie beispielsweise Junico sowie auch auf Ihren eigenen Kanälen wie Ihrer eigenen Website oder bei Social Media (Facebook, Xing, LinkedIn etc.). Aus Ihren Auftritten sollte hervorgehen, auf welchem Gebiet Sie über Spezialwissen verfügen. Ein Portfolio mit bisher erbrachten Leistungen kann außerdem einen ersten positiven Eindruck vermitteln.

Oftmals vergessen Freelancer:innen darüber hinaus das Selbstmarketing sowie Weiterbildungen. Wer sich selbst vermarktet, generiert eine höhere Reichweite und wer sich weiterbildet, hebt sich von der Konkurrenz ab, steigert ggf. das eigene Aufgabengebiet und vertieft die bereits vorhandenen Kenntnisse.

Marketing-Tipps für werdende Freelancer:innen:

  • Referenzen sind das A&O für Freelancer:in. Keine Angst: Wenn Sie noch keine Referenzen vorweisen können, fangen Sie mit kleinen Projekten an, um sich ein Netzwerk aufzubauen.
  • In diesem Kontext empfiehlt sich auch die Erstellung eines Marketingplans. Wer über Expertise verfügt, sollte versuchen, für diese eine Nische zu finden, in der weniger Konkurrenz vorhanden ist.
  • Zufriedene Kund:innen sollten zudem um ein positives Feedback gebeten werden, wenn sie mit der erbrachten Leistung zufrieden waren.
  • Schauen Sie außerdem über den Tellerrand hinaus und verfolgen Sie Ziele und Ambitionen. Dabei können Ihnen Weiterbildungen helfen. Insgesamt gilt auch beim Selbstmarketing, dass eine klare Struktur hilft, diese auf den richtigen Weg zu bringen.

3. Freelancer:in werden: Die Akquise

Die Akquise ist eine der zentralen Aufgaben von Freelancer:innen und sie verdient sich damit einen eigenen Punkt in unserem Beitrag. Denn bis Aufträge beginnen, kann es manchmal auch etwas dauern oder es müssen noch Absprachen getroffen werden. Das Ziel muss es sein, einen großen Kundenstamm zu etablieren, sodass es nicht zu Leerlaufzeiten zwischen einzelnen Projekten kommt.

Das heißt gleichzeitig, dass Sie sich nicht auf eine:n einzige:n Großkund:innen verlassen sollten, denn sobald dieser wegfällt, brauchen Sie eine schnelle Alternative. Hier besteht zusätzlich die Gefahr einer Scheinselbstständigkeit.

Akquise-Tipps für werdende Freelancer:innen:

  • Die Akquise sollte – vor allem zu Beginn – als fortlaufende Tätigkeit betrachtet werden und dementsprechend sollte ihr stets Platz im Arbeitsplan eingeräumt werden. Pauschal kann von mind. zwei Tagen im Monat ausgegangen werden.
  • Um alle Aufträge unter einen Hut zu bekommen, sollten Sie lernen Nein zu sagen, wenn Sie das Gefühl haben, sich mit einem weiteren Projekt zu überlasten und Ihre gewohnte Qualität nicht mehr gewährleisten können. Es gilt die Weisheit Qualität vor Quantität. Denn unzufriedene Kund:innen empfehlen Sie höchstwahrscheinlich nicht weiter.
  • Um Frustrationen zu vermeiden, sollten Sie die Art der Bezahlung, die Arbeitsweise und die Dauer des Projekts im Vorfeld absprechen. Bei langfristigen Projekten, bei denen Freelancer:innen oftmals in Vorleistung gehen, könnten bspw. ein Vorschuss, Zwischenrechnungen oder Ratenzahlungen vereinbart werden. Eine gute Harmonie mit dem:der Auftraggeber:in ist hier das Ziel. Bei langfristigen Projekten kann außerdem eine weitere Zusammenarbeit bereits vor Ende des Projekts evaluiert werden.
  • Generell sollten Sie nicht per se jedes Projekt annehmen, sondern ggf. eine Kosten-Nutzen-Rechnung erstellen, ob das Projekt für Sie selbst durchführbar und lohnenswert ist. Zur Not müssen Sie einen Kunden oder Auftrag ablehnen.

4. Freelancer:in werden: Finanzen

Als Freelancer:in ist die finanzielle Welt etwas komplexer, da es in den meisten Fällen keine regelmäßigen Einnahmen gibt, diese verspätet oder im schlimmsten Fall gar nicht kommen.

Außerdem müssen Ausgaben bedacht werden, die zuvor nicht anstanden wie bspw. Arbeitsmittel, Versicherungen etc. Freelancer:innen zahlen ihre Sozialabgaben, die Gewerbe- und Mehrwertsteuer sowie die Pflegeversicherung und Krankenkassenbeiträge selbst und müssen sich eigenständig um die Altersvorsorge kümmern. Zudem müssen Freelancer:innen beachten, dass die Steuern später gezahlt werden oder Krankheiten und andere Verpflichtungen führen dazu, dass die Einnahmen sinken.

Finanz-Tipps für werdende Freelancer:innen:

  • Um Stress zu vermeiden, empfiehlt es sich auch beim Thema Finanzen strukturiert vorzugehen. Regel Nummer 1: Legen Sie sich unbedingt Geld zurück! Im besten Fall bilden Sie Rücklagen für drei bis sechs Monate. Die 50/30/30 Methode kann Ihnen dabei helfen. Demnach sollten 50 % Ihres Einkommens für Lebenshaltungskosten eingeplant, 20 % für die Freizeit kalkuliert und weitere 20 % gespart werden. Selbstverständlich können die Reserven auch in ETFs o.ä investiert werden.
  • Ein weiterer Weg einen guten Überblick zu behalten, ist es, sich separate Konten anzulegen, die ggf. auch in Privat und Geschäftlich unterteilt werden können.
  • Außerdem können Sie Steuern auch im Voraus bezahlen. Ein:e Steuerberater:in kann sich für Freelancer:innen lohnen!
  • Daneben stellt sich die Frage, ob weitere Versicherungen wie eine Rentenversicherung, eine Arbeitslosenversicherung oder Unfallversicherung notwendig sind.
  • Auf eine Berufshaftpflicht sollten Sie als Freelancer:in keinesfalls verzichten, denn diese sichert Sie bei Fehler ab, die Ihnen bei Ihrer Arbeit entstehen und hohe Schadenersatzforderungen nach sich ziehen können. Bei Hiscox erhalten Sie branchenspezifischen und fairen Versicherungsschutz und können sich einfach ein unverbindliches Angebot für die Freiberufler-Versicherung selbst berechnen.

5. Freelancer:in werden: Den eigenen Marktwert kennen

Eine der häufigsten Fragen, mit der sich Freelancer:innen konfrontiert sehen, ist die Berechnung des eigenen Stundensatzes. Ein gängiger Anfängerfehler ist, dass Sie Ihren Stundensatz auf Basis eines “normalen” Angestellt:innen-Verhältnisses errechnen. Dieser ist jedoch nicht äquivalent, da Sie als Freiberufler deutlich höhere Ausgaben haben. Außerdem stehen für Sie Aufgaben an, die nicht vergütet werden (z. B. die Akquise). Diese müssen Sie dementsprechend durch die vergütete Arbeitszeit kompensieren. Das Honorar sollte stets in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand stehen und spiegelt gewissermaßen auch den eigenen Qualitätsmaßstab wider.

Daher sollten Freelancer.innen unbedingt den eigenen Marktwert kennen, um sich nicht unter Wert zu verkaufen.

Tipps für werdende Freelancer:innen:

Um den eigenen Marktwert zu bestimmen, sollten Sie einige Faktoren im Voraus bestimmen, die Einfluss auf den Stundenlohn haben. Wenn Sie Ihren Marktwert kennen, haben Sie zudem eine bessere Verhandlungsposition. Die Faktoren sind:

  • Das Alter
  • Der Arbeitsort
  • Die Berufserfahrung
  • Die Branche
  • Das Fachgebiet
  • Die Rolle im Projekt
  • Die Unternehmensgröße
  • Potenzielle Krankheitstage
  • Steuern

Das Ziel bei der Berechnung des Stundensatzes ist es, am Ende Gewinn zu erwirtschaften, um damit wiederum laufende Kosten zu decken, Rücklagen für das Alter zu bilden und Steuern zu zahlen. Sie können sich bei Berufsverbänden nach regulären Stundensätzen Ihrer Branche informieren. Insgesamt ist eine steigende Tendenz bei den Stundensätzen von Freelancer:innen erkennbar. Waren es im Jahr 2016 im Schnitt noch 81,13 Euro, so stieg dieser Betrag im Jahr 2021 auf 94,31 Euro.

Pi mal Daumen lässt sich festhalten, dass der Stundensatz von Freelancer:innen das ungefähr 1,5-fache eines guten Bruttogehaltes ausmachen sollte, um die zusätzlichen Kosten decken zu können. (Das gute Bruttogehalt müssen Sie allerdings für sich selbst definieren.)

Alles Wichtige zusammengefasst:

  • Freelancer:innen werden: Checkliste

    Wir haben Ihnen die Tipps nochmal übersichtlich in einer Checkliste zusammengestellt. Diese können Sie sich hier ganz bequem und ohne Angabe Ihrer E-Mail-Adresse herunterladen.

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Matthias Beckh, Gastautor

Gastautor: Matthias Beckh

Matthias Beckh ist einer der Gründer von Junico. Junico ist Deutschlands größte Community für aufstrebende Freelancer:innen. Sie hilft motivierten Talenten beim Start in die Selbstständigkeit, um sie später mit spannenden Unternehmen zusammenzubringen – ganz egal, ob Startup oder Großkonzern – ob kleines Projekt oder langanhaltende Zusammenarbeit.

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