Der ehemalige Bayrische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß ließ sich vor 40 Jahren eine Mercedes-Benz G-Klasse individualisieren, scheuchte den Geländewagen kritisch über den Gavia Pass und machte das Unikat zu seinem immergrünen „Jagdwagen“. Wir befreien das Original aus der gehüteten Sammlung und klettern mit ihm die Weinberge bei Stuttgart hoch. Es gibt nix bessas wia wos guads!
Quasi unverändert seit 1979
Die G-Klasse ist eines der am längsten unverändert gebauten Fahrzeuge der Nachkriegszeit. G wie Gelände stand im Auftragsbuch und kennzeichnete den robusten, kantigen Kasten, den Mercedes-Benz in Zusammenarbeit mit Steyr-Daimler-Puch 1979 vorstellte. Das relativ schwach motorisierte Fahrzeug war dank Differentialsperren und Allradantrieb gnadenlos geländegängig. Damals waren die Kunden eher praxisorientiert. Landwirte zogen mit dem Wagen aus Österreich ihre Anhänger, Förster ließen ihn (im klassischen „Förstergrün“) über Stock und Stein kraxln. Die Bundeswehr verfügte über mehrere Versionen des „Wolf“, die Polizei ließ sich Modelle mit kurzem Radstand, schusssicheren Reifen und einem 360° Drehturm anfertigen. Behörden und andere Personen von Format entdeckten die G-Klasse nach und nach für sich. Eine der ersten Sonderanfertigungen war 1980 das „Papa Mobil“ für Papst Johannes-Paul II mit mageren 90PS, aber schusssicherem Glas und einem weißen Plüschsessel. Das kann man heute noch im Mercedes-Benz Museum in Stuttgart bewundern.
Politiker mit Gelände-Ambitionen
Franz-Josef Strauß gehörte damals der Bundesregierung an und war Bundesminister für besondere Aufgaben, dann Bundesminister für Atomfragen, Verteidigungsminister und Finanzminister. Das CSU Urgestein wurde 1978 Bayerischer Ministerpräsident. Als solcher orderte er sich anno 1982 eben diesen grünen 300 GD der Baureihe W 460, den er sich noch ein bisschen anpassen ließ. Sportliche Ledersitze mit gutem Seitenhalt waren obligatorisch, eine verchromte Leselampe am Schwanenhals für den Beifahrersitz erleuchtete in Zeiten vor Navigationssystemen auf Wunsch das Kartenmaterial. Ein Hardtop half gegen den unerwarteten Wintereinbruch in den Bergen. Dank des Baukastensystems standen der G-Klasse die aus dem W 123 bekannten Motoren zur Verfügung, die 2,4 Liter und 3,0 Liter Diesel, der 2,3 Liter Vergaser und der 2,8 Liter Einspritzer. Strauß wollte den 3,0 Liter Diesel, aber der Fünfzylinder sollte Turboaufladung haben.
Die etwas andere Testfahrt
Mit zwei Reportern auf dem Rücksitz machte sich der Politiker mit seinem nagelneuen Auto auf ins Gelände und berichtete kurbelnd und schaltend von einer kürzlich absolvierten Tour über den Gaviapass in den Italienischen Alpen. Die über 2500 Meter hohen Schotterstraßen haben ihm nichts ausgemacht. Dank der Spurtreue, der exakten Servolenkung und des leicht zu bedienenden Fünfganggetriebes habe er niemals auch nur feuchte Finger bekommen. Ernsthaftes Missfallen äußerte er genau genommen nicht. Das größte Manko in seinen Augen war die Tatsache, dass in die Cupholder des heutigen Mercedes Benz Oldtimers nur die österreichischen Almdudler Flaschen passen würden. Für handelsübliche Coladosen oder Limodosen seien die einfach zu klein. Ja, mei. Der Hobbypilot steuerte den 300 GD behände durch die heimischen Wälder und nahm ihn das eine oder andere Mal auch mit auf die Jagd. Denn für solche Offroad Einsätze wurde er gebaut. „Man spürt, dass hier erfahrene Nutzfahrzeug-Ingenieure am Werk waren“ sagte er 1982 dem Springer Verlag.
Auf in die Berge mit dem Mercedes Benz Oldtimer
Jetzt in diesem grünen, belederten Unikum eines G Klasse Oldtimers zu sitzen ist so wie in Helmut Schmidts Aschenbecher zu aschen. Mitten in Stuttgart holen wir uns noch ein Eis, granteln über die schier unmögliche Parkplatzsituation und bewegen dann den kernigen Fünfzylinder raus in die Weinberge. Erst im höheren Drehzahlbereich fällt der Oldtimer mit allen seinen Insassen in ein Turboloch, das größer als der Chiemsee ist! Ein kleines Dieselwölkchen zurücklassend krempelt der Mercedes Benz Oldtimer stoisch den sandigen Asphalt unter den vier Rädern auf. Das ist G wie Gelände. Alles andere sind nur Freizeit-SUV, und tatsächlich trifft auch offiziell die Bezeichnung SUV (Sports Utility Vehicle) nicht auf die G-Klasse zu. Sie ist und bleibt ein Geländefahrzeug. Der erste SUV von Mercedes-Benz war ab 1997 die Baureihe 163, die M-Klasse.
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Kein Rennwagen. Na und?
Die Sitze des Mercedes Benz Oldtimers sind bequem und halten im Gegensatz zu den originalen Stühlen tatsächlich die Insassen fest. Das alte Radio spielt zwar nur noch einen einzigen Oldiesender, dann fällt der Knopf ab, aber wer braucht schon Musik? Die Fenster sind runtergekurbelt, der Wind zieht mit allen seinen Düften und Insekten durch das kletternde Auto. Der 40 Jahre alte Oldtimer hat für heutige Verhältnisse wenig PS und die Höchstgeschwindigkeit eines Mopeds, aber das stört niemanden. Wir rollen zu einem Platz, an dem wir eigentlich gar nicht sein dürfen. Aber von hier hat man einen herrlich erhabenen Blick über die Stadt, das Werk in Untertürkheim und die Arena. Das G-Modell hat schon diverse Promis jenseits der Politik begeistert: Schwarzenegger und Rene Zellweger hatten eins, Britney Spears und Diane Keaton…
Die Welt war eine andere, als dieser G-Klasse Oldtimer gebaut und vom Ministerpräsidenten durch den Wald gescheucht wurde. Dieses Auto kennt keine Grenzen. Jedenfalls keine erdgebundenen. Und alles andere ist robuste Volksmusik.
Mercedes-Benz 300 GD Turbodiesel



Baujahr: 1982 | Motor: 5 Zylinder Reihe | Leistung: 92 KW (125 PS) bei 4.350 1/min |
Drehmoment: 250 NM bei 2.400 1/min | Höchstgeschwindigkeit: ca. 125 km/h | Leergewicht: 2.200 kg |
Getriebe: Fünfgang Handschaltung | Antriebsart: Allrad | Hubraum: 2.938 ccm (183 cui) |
Länge / Breite / Höhe: 4807/1828/1970mm |