Die Seriosität und Motivation der Verfechter und Nutzer von Kryptowährungen ist äußerst ambivalent zu sehen. Licht und Schatten liegen dicht beieinander und verschwimmen zum Teil. Daher tun sich Medien und Entscheider auch so schwer mit dem moralischen und folglich rechtlichen Beurteilung von Kryptowährungen.
Die altruistische Seite der Krypto-Szene lässt sich so beschreiben:
Kryptowährungen sind eine sinnvolle und legitime Alternative zu klassischen Währungen und Zahlungswegen. Sie können Menschen gute Dienste erweisen, wenn klassische Währungen und Zahlungsmittel durch unvorhergesehene Ereignisse plötzlich massiven Wertverlust erleiden sollten, auch wenn die Frage gestellt werden muss, inwiefern bei einem apokalyptisch anmutenden Zusammenbruch klassischer Banken- und Zahlungssysteme a) Dinge des täglichen Lebensbedarfs mit Kryptowährungen zu bezahlen wären und b) Kryptowährungen noch in andere Währungen oder beispielsweise Edelmetalle überhaupt problemlos eintauschbar wären. Schwer vorstellbar.
Ob das tatsächlich passieren kann – und wie sich etwa eine weltweite Bankenkrise nie da gewesenen Ausmaßes (“kein Geldautomat funktioniert mehr”) auf den Kurs von Kryptowährungen auswirken würde – ist nur spekulativ zu betrachten.
Zum anderen ermöglichen Kryptowährungen weltweite Zahlungsvorgänge für alle Menschen, ganz unabhängig von Banken, Unternehmen und Staaten, und vor allem vollständig anonym. Das kann von Vorteil für Personen sein, die sich für gute Dinge einsetzen und in irgendeiner Form Verfolgung ausgesetzt sind und daher unbeobachtet Transaktionen durchführen möchten, man denke dabei zum Beispiel an Whistleblower im Exil oder für Menschenrechte kämpfende Dissidenten.
Die dunkle Seite der Krypto-Szene hat es in sich:
Was wir oben unter “Mining” beschrieben haben, das digitale “Schürfen” von Kryptowährungen, betreiben nicht nur ehrenhafte Freiwillige. Auch Hacker beschäftigen sich sehr gerne damit. Sie kapern über Schadsoftware fremde Server und Rechner und missbrauchen sie zum Mining von Kryptowährungen. Der befallene Rechner wird dabei deutlich verlangsamt, denn Mining ist sehr ressourcenfressend. Mining ist generell nur noch bei wenigen Kryptowährungen und mit wenigen Hardware-Konstellationen wirtschaftlich zu betreiben, wenn man selbst für die zugrundeliegende Hardware und deren Betrieb sorgen muss. Es ist also durchaus reizvoll für Hacker, auf Kosten Dritter auf deren Rechnern Mining zu betreiben und die erwirtschafteten Beträge auf dem eigenen Kryptokonto zu hamstern, anonym und nicht nachverfolgbar.
Schlimmer noch: Wo Geld ist, da ist oft Kriminalität ein Thema. Sie ist sogar älter als Geld. Sicherlich haben sich bereits unsere Urahnen in der Steinzeit und zuvor gegenseitig mit wenig schmeichelhaften Methoden um Tauschgegenstände wie Holz, Fleisch, Fell und Stein gerauft und sich derer gegenseitig beraubt.
Wenn wir nun bedenken, dass Bargeld aus guten Gründen ein sehr beliebtes Zahlungsmittel (beziehungsweise eine beliebte Beute) krimineller Machenschaften ist, so braucht es nicht viel Fantasie: Was bedeutet es wohl, wenn man mithilfe von Kryptowährungen beliebig große Beträge komplett anonym und nicht nachvollziehbar von einem Ort der Welt zu einem anderen transferieren kann? Wo Kriminelle bislang in irgendeiner Form in Erscheinung treten müssen, um ihren illegal erworbenen Geldbetrag in Empfang zu nehmen (“Lösegeld im Papierkorb im Stadtpark deponieren”), da können sich die Täter künftig zurücklehnen und warten, bis der ergaunerte Betrag auf ihrem Krypto-Konto eingeht.
Sind Kryptowährungen nützlich für mich und mein Business?
These: In aller Regel überwiegen aktuell die Risiken.
Selbst wenn Währungen wie Bitcoin oder, um ein weiteres Beispiel zu nennen, Ethereum auch in den nächsten Monaten und Jahren ihren Wert gegenüber dem US-Dollar weiter regelmäßig vervielfachen: Damit arbeiten sollten Sie nur, wenn Sie sich extrem tief in das Thema einarbeiten und die Risiken kontrollieren können. Das gilt erst recht, wenn größere Beträge über einen längeren Zeitraum in Form von Kryptowährungen in digitalen Geldbörsen verbleiben sollen.
Ohne Kryptowährungen verteufeln zu wollen: Aus heutiger Sicht spricht viel dagegen, im Business mit Kryptowährungen zu arbeiten, egal, ob als akzeptiertes Zahlungsmittel oder als Spekulationsposition. Wir haben einige der Risiken bereits weiter oben beleuchtet. Hinzu kommen noch zahlreiche weitere Totalverlustrisiken, etwa bei technischem Versagen der dezentralen Infrastruktur oder bei groß angelegten Angriffen auf Kryptowährungen, die ebenfalls möglich sind. Auch eigene Fehler im Umgang mit der Krypto-Technik führen unmittelbar zum Totalverlust, etwa das Verlegen des eigenen, geheimen Krypto-Schlüssels.
Dazu kommt, dass Behörden die bestehenden Kryptowährungen mit kritischem Blick beäugen. Sind sie nicht ideale Instrumente für ideale Aktivitäten, zur Verschleierung von Transaktionen, letztlich zur Geldwäsche? Die Frage ist nicht zwangsläufig mit einem Ja zu beantworten, aber zu verneinen ist sie ebenfalls nicht. Daher sollten Sie zumindest im Hinterkopf damit rechnen, dass Sie verstärkt auf dem Radar von Ämtern und Ermittlern sind, wenn Sie sich öffentlich wahrnehmbar mit Kryptowährungen anfreunden, etwa durch Akzeptieren derselben als Zahlungsmittel in Ihrem Online-Shop.
Prinzipiell haben Sie das gute Recht, Bitcoin & Co. als digitale Währung zu akzeptieren – doch suchen Sie sich in diesem Fall einen affinen Steuerberater und dokumentieren Sie alles mehr als genau – um bei Rückfragen seitens des Finanzamts die richtigen Antworten geben zu können.
Hinweis: Die finanziellen Folgen von Cyberkriminalität können sehr schnell existenzbedrohende Ausmaße annehmen – vor allem für klein- und mittelständische Unternehmen, die weder über die finanziellen Mittel, noch über das adäquate Krisenmanagement zur Bewältigung verfügen. Die Hiscox Cyber-Versicherung bietet genau diese Sicherheit und deckt finanzielle Risiken ab, die durch Hacker-Angriffe und Datenrechtsverletzungen auf Sie zukommen können: