H-Kennzeichen oder doch lieber 07er Kennzeichen für den Oldtimer? Über Kosten, Farben, Steuern, Vor- und Nachteile

23.07.2020 von Rainer Peukert

Seit 1997 gibt es das H-Kennzeichen. Und es erfreut sich zunehmender Beliebtheit, denn seit 25 Jahren wächst der Oldtimer-Bestand in Deutschland. Doch ist das historische Kennzeichen der einzige Weg zur richtigen Oldtimer-Zulassung oder gibt es noch andere Varianten, die sich lohnen?

Oldtimer-Kennzeichen: H-Kennzeichen oder doch lieber 07er Kennzeichen?

Oldtimer-Kennzeichen: Vorteile und Kosten

Prinzipiell gibt es vier verschiedene Möglichkeiten der Zulassung von Oldtimern:

H-Kennzeichen für Oldtimer: Voraussetzungen, Vorteile, Kosten

Wie erhalte ich ein H-Kennzeichen? Welche Kriterien gibt es?

Aktuell sind 1,1 Prozent der Autos in Deutschland mit einem H-Kennzeichen zugelassen. Die beliebtesten Modelle mit H-Kennzeichen sind der Mercedes W123, der VW Käfer und der VW Bus sowie der Mercedes SL. Doch welche Kriterien bestehen für die Vergabe eines H-Kennzeichens?
Seit 2007 gilt: Das Fahrzeug muss vor mehr als 30 Jahren zum ersten Mal zugelassen worden sein – hier gilt der Monat der Erstzulassung des Oldtimers. Außerdem sollte das Fahrzeug möglichst im Originalzustand erhalten oder fachmännisch restauriert worden sein. Somit wird anerkannt, dass es zur „Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“ dient. Über eine bestandene Hauptuntersuchung hinaus wird eine Gutachter-Abnahme benötigt, die das Fahrzeug als Oldtimer einstuft.

Ist ein Oldtimer-Gutachten Voraussetzung für ein H-Kennzeichen?

Zwingende Voraussetzung für den Erhalt eines H-Kennzeichens ist die Abnahme des Fahrzeugs nach §23 StVZO. Dies wird von anerkannten, sachverständigen Personen, Prüfern, oder Prüfingenieuren in den Prüfstellen von TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS durchgeführt. Dabei werden folgende Faktoren beurteilt: der Gesamtzustand, der technische Zustand, die optische Erscheinung und die Originalität. Auch (Tuning-)Umbauten können anerkannt werden, sollten sie zeitgenössisch und inhaltlich korrekt sein; beispielsweise ist eine Abnahme eines Käfers mit Porsche-Armaturen nicht möglich, wohl aber mit Armaturen von einem anderen Käfer-Modell. Die Kosten für ein solches Gutachten variieren zwischen 80 und 200 Euro.

Welche Vorteile bringt das H-Kennzeichen und wie hoch sind die Kosten?

Für Oldtimer mit H-Kennzeichen beträgt der jährliche Steuersatz pauschal 191,73 Euro. Dies ist in der Regel (allerdings mit Ausnahmen) deutlich niedriger als der reguläre Steuersatz, so lassen sich einige Hundert Euro im Jahr sparen. Bei Verwendung des H-Kennzeichens gibt es keine Einschränkungen für Fahrten ins Ausland. Auch die gewerbliche Nutzung von Oldtimern mit H-Kennzeichen ist möglich. Außerdem dürfen Umweltzonen wegen einer generellen Ausnahmegenehmigung ohne Plaketten befahren werden. Eine Kilometerbegrenzung gibt es ebenfalls nicht. Also gibt es für einen Oldtimer insgesamt keine Einschränkung im Betrieb mit einem H-Kennzeichen.

Tipp: Mehr zu den Vor- und Nachteilen vom Oldtimer H-Kennzeichen erfahren Sie in unserem Expertentalk: 

Praxistipps für die richtige Beantragung des H-Kennzeichens

Folgende Papiere müssen bei der Zulassungsstelle für das H-Kennzeichen vorgelegt werden:

  • Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief (bzw. Zulassungsbescheinigung Teil I und Zulassungsbescheinigung Teil II)
  • Oldtimer-Gutachten und Bescheinigung über die bestandene Hauptuntersuchung
  • Amtliches Kennzeichen (wenn das Fahrzeug nicht „stillgelegt“ wurde)
  • Versicherungspolice über Kfz-Haftpflicht (aktueller Beitragsbescheid reicht aus)
  • SEPA-Lastschriftmandat zum Einzug der Kraftfahrzeugsteuer
  • Personalausweis oder Reisepass mit aktueller Meldebestätigung
  • Ggfs. Reservierungsbestätigung für das Wunschkennzeichen

Reguläres Kennzeichen für Oldtimer: Voraussetzungen, Einschränkungen

Für welche Oldtimer kommt ein reguläres Kennzeichen in Frage?

  • Grundsätzlich greift ein reguläres Kennzeichen für Fahrzeuge, die die Voraussetzungen für ein H-Kennzeichen nicht erfüllen: Sei es aus einem Mangel an Originalität, technischem Zustand oder schlicht, dass das vorgeschrieben Alter von 30 Jahren (noch) nicht erreicht ist. Jedoch kann bei bestimmten Fahrzeugen ein reguläres Kennzeichen steuerlich günstiger ausfallen, was ein Blick auf die jährlichen Steuersätze für PKW belegt, deren Schadstoffklasse schlechter als Euro 1 ist (was bei den meisten Oldtimer zutreffen dürfte):
  • Benziner: 25,36 Euro je angefangene 100 Kubikzentimeter Hubraum
  • Diesel: 37,58 Euro je angefangene 100 Kubikzentimeter Hubraum
    Beispielsweise betrüge hier die Jahressteuer für eine Isetta mit 250 Kubik nur 76,08 Euro (3 x 25,36 Euro) statt der pauschalen 191,73 Euro.

Achtung

  • Gibt es Einschränkungen im Betrieb?

    Achtung: Wer seinen Oldtimer mit normalem Kennzeichen fährt, aber keine grüne Umweltplakette hat, darf nicht in die Umweltzone, z.B. in die Stadt fahren. Da jedoch mittlerweile die 30-Jahre-Schwelle von einigen Modellen mit G-Kat erreicht wird, dürfen diese Fahrzeuge nach derzeitiger Gesetzeslage mit einer grünen Plakette Umweltzonen befahren. Hier muss im Einzelfall geprüft werden.

Saisonkennzeichen: Das müssen Sie beachten

Das Saisonkennzeichen bietet sich für jene Fahrzeuge an, die nicht das ganze Jahr gefahren werden, sondern lediglich in einer definierten Zeitspanne (maximal elf, minimal zwei Monate). Interessant kann hier auch die Kombination mit dem H-Kennzeichen sein (seit Oktober 2017 bietet sich diese Möglichkeit). Dabei werden jeweils nur die für den angemeldeten Zeitraum anteiligen Kosten vom Pauschalsatz von 191,70 Euro berechnet.

Beispiel: Ein Oldtimer wird für sechs Monate angemeldet. Dies entspräche einer KFZ-Steuer von 95,85 Euro (191,70 Euro durch 12 mal 6).

Rotes 07-er Kennzeichen

Mit diesem Kennzeichen können mehrere Fahrzeuge zum gleichen Pauschal-Steuersatz eines einzigen H-Kennzeichens bewegt werden. Das klingt wie der Traum eines jeden Oldtimer-Sammlers, hat jedoch in der Praxis einige gravierende Nachteile:
Es sind nur die Teilnahme an Oldtimer-Veranstaltungen, An- und Abfahrten hierzu, Probe-, Überführungsfahrten sowie Fahrten zum Zweck der Wartung oder Reparatur (sog. Werkstattfahrten) erlaubt; und dies offiziell nur im Inland. Außerdem wird das Führen eines Fahrtenbuches gefordert.

Fazit zu Oldtimer-Kennzeichen

Über eine halbe Million angemeldete Oldtimer mit H-Kennzeichen sprechen eine deutliche Sprache: Dieses mit Abstand beliebteste Kennzeichen vereint viele Vorteile und ist somit für die meisten Schnauferl die richtige Art der Zulassung. Ausnahmen gibt es für einige Fahrzeuge (Kleinwagen) und Anwendungen (reine Veranstaltungsfahrzeuge). Daher lohnt sich immer der prüfende Blick vor dem Gang zur Zulassungsstelle.

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Rainer Peukert, Oldtimer-Experte bei Hiscox

Autor: Rainer Peukert, Oldtimer-Experte bei Hiscox

hat sich schon in jungen Jahren in die Technik und das Design von Oldtimern verliebt – vor allem in die Schätze der Vorkriegszeit. Für Hiscox ist er auf vielen Events der Szene unterwegs!

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