Steuersoftware, ELSTER oder Steuerberater? Tipps für Selbstständige

24.01.2020 von Barbara Schinko

Selbstständige, Freiberufler, Freelancer und Gewerbetreibende müssen sich mit dem ungeliebten Thema Steuern auseinandersetzen. Ohne die entsprechenden Vorkenntnisse oder einen buchhalterischen Berufshintergrund haben sie es meist schwer. Denn das deutsche Steuersystem ist alles andere als einfach. Deshalb stellt sich für Selbstständige die Frage: „Reicht” eine professionelle Steuersoftware oder muss es immer ein Steuerberater sein? Wie funktioniert eigentlich Elster für Selbstständige? Dieser Artikel liefert die Antworten.

Steuersoftware, ELSTER oder Steuerberater? Tipps für Selbstständige

Steuern erledigen mit der Steuersoftware: Offline vs. online

Einer der größten Vorteile der Selbstständigkeit liegt im mobilen, oftmals ortsunabhängigen Arbeiten und der hohen Flexibilität. Eine moderne Steuersoftware passt da augenscheinlich wie der Topf zum Deckel: Die Steuern können am Computer oder per Smartphone digital von überall erledigt werden. Doch was genau ist eine Steuersoftware und wie funktioniert sie?

Eine Steuersoftware ist zunächst einmal ein Programm, das Prozesse mithilfe von Anleitungen vereinfacht und Selbstständigen dabei hilft, die Steuererklärung und weitere Steuerformulare selbst, sprich zunächst ohne die Hilfe professioneller Steuerberatung zu erstellen.

Es gibt zwei Arten von Steuerprogrammen. Zum einen wäre da das „klassische” Steuerprogramm, das lokal auf dem Computer installiert wird. Es ist ausschließlich offline verfügbar und muss regelmäßigen Updates unterzogen werden, um auf das sich stetig ändernde Steuersystem zu reagieren und neue Regelungen, wie beispielsweise die vorübergehende Senkung der Umsatzsteuer für Selbstständige von Juli bis Dezember 2020 entsprechend zu erfassen.

Die zweite Variante ist die Online-Steuersoftware. Um diese Cloud-Lösungen zu nutzen und Daten zu erfassen, braucht es einen Internetzugang. Die Steuererklärungen für die Selbstständigkeit werden demnach online erledigt. Dies kann prinzipiell von jedem internetfähigen mobilen Endgerät aus geschehen, was die Flexibilität erhöht und Steuerabwicklung „on the go” ermöglicht. Anders als bei der Offline-Lösung liegen Ihre Daten dabei auf einem Server.

Wer Angst vor „Datenklau” und Kontrollverlust hat, kann beruhigt sein: Aufgrund der neuesten DSGVO-Bestimmungen verarbeitet die Mehrzahl der Softwareanbieter Ihre Daten verschlüsselt und gibt diese nicht an Dritte weiter. Achten Sie beim Abschluss darauf, ob der Anbieter DSGVO-konform arbeitet und sorgsam mit den sensiblen Informationen umgeht.

Steuersoftware für Selbstständige – was muss sie leisten?

Für welche Softwarelösung Sie sich auch entscheiden, sie sollte auf jeden Fall über gewisse Funktionen verfügen, um das lästige Steuerthema tatsächlich einfacher zu machen. Dazu gehört eine intuitive Nutzeroberfläche für die sofortige Anwendung ohne großes Einlesen oder Einarbeiten. Steuererklärung, Gewinnermittlung und Voranmeldungen sollten sich quasi von selbst erledigen. Auch ein umfassender Funktionsumfang, der den gesamten Steuerbedarf Selbstständiger abdeckt, ist elementar. Selbstständige sollten alles an einem Ort finden, um nicht um nicht auf verschiedene Anwendungen zurückgreifen zu müssen und am Ende völlig den Überblick zu verlieren. Steuern für Selbstständige sind bereits kompliziert genug. Ein Programm soll helfen – und zwar allumfassend.

Eine gute Steuersoftware bietet außerdem wertvolle Steuertipps. Hier hat die Cloudlösung die Nase vorn, da sie sich durch ihre Onlineanbindung selbst updatet und immer auf dem aktuellen Stand ist. Somit kann am Ende bares Geld eingespart werden. Ein Belegmanager zur einfachen Erfassung der Dokumente rundet das Paket sinnvoll ab.

Ob alle Funktionen auch tatsächlich gebraucht werden, hängt von der individuellen Steuersituation ab. Bis zu einer Jahresumsatzgrenze von 22.000 Euro etwa müssen Selbstständige noch keine Umsatzsteuervoranmeldungen einreichen. Seriöse Online-Steuersoftwares bieten daher meist verschiedene Abonnement-Optionen, sodass relevante Funktionen mit wachsendem Business einfach angepasst und flexibel „nachgerüstet” werden können. Auch die Anbindung an Elster, der Online-Plattform des Finanzamts, ist im Grunde unabdingbar, denn die Steuererklärung muss dem Finanzamt per Gesetz elektronisch über eine offizielle ELSTER-Schnittstelle übermittelt werden.

Was kostet eine gute Steuersoftware?

Sowohl im Offline- als auch im Onlinesegment gibt es zahlreiche Anbieter, die speziell auf die Bedürfnisse Selbstständiger zugeschnitten sind. Prinzipiell sind Selbstständige und Freelancer mit dem Kauf oder Abonnement einer Software meist gut beraten. Empfehlenswerte Steuersoftwares und -tools gibt es bereits ab 15 bis 20 Euro. Einen guten Mittelweg zwischen analoger Steuerberatung und einer Steuersoftware bietet Sorted. Dort wird neben vereinfachten Prozessen auch schnelle On-Demand-Hilfe erfahrener und zertifizierter Steuerbüros angeboten.

Steuersoftware und ELSTER online – wo liegt der Unterschied?

Elster ist die offizielle Online-Plattform des Finanzamts und wird daher als „Finanzamt 2.0” gehandelt. Elster fällt in die Kategorie der Online-Steuersoftwares und wurde eingeführt, um den Papierkrieg rund um die Steuern zu digitalisieren und zu vereinfachen. Doch auch das Online-Angebot des Finanzamts ist für Steuerneulinge nicht leicht zu durchdringen. Um Steuerformulare mit Elster zu erstellen, muss ein Konto angelegt werden. Das kostet zwar nichts, bietet aber auch keine gravierenden Vorteile. Denn anders als gekaufte Steuerprogrammen gibt Elster Ihnen keine Steuerspartipps. Für Selbstständige und Freelancer kann die Anschaffung beziehungsweise das Abonnement einer Steuersoftware daher lohnenswert sein – je nachdem, wie viel Steuereinsparungen im jeweiligen Fall herauszuholen ist. Der wesentliche Unterschied zwischen Elster und einer Steuersoftware für Selbstständige ist jedoch:

Selbstständige und Elster – Vorwissen erforderlich

Elster erfordert steuerliches Vorwissen, über das viele angehende Selbstständige und Unternehmer zumindest anfangs nicht verfügen. Das Einarbeiten kostet viel Zeit und Unwissen kann Ihnen teuer zu stehen kommen, denn das Finanzamt entschuldigt keine Versäumnisse.

Auch ist der Lerneffekt begrenzt. Zwar bietet das Programm Erläuterungen und auch kontextbezogene Hilfestellungen. Sobald es steuerlich etwas komplizierter wird, stoßen Laien mit Elster jedoch schnell an ihre Grenzen. Beim Ausfüllen der Formulare und insbesondere beim Steuern sparen hilft Elster somit nicht wirklich. Fehler können schnell passieren und fallen beim Abschicken zunächst nicht auf.

Eine gute Steuersoftware für Selbstständige dagegen ist auf steuerliche Unerfahrenheit und Sonderfälle ausgelegt und führt mit gezielter Anleitung vereinfacht durch die Prozesse. Die Steuersoftware Sorted verfügt zum Beispiel zudem über die Anbindung an zertifizierte Steuerbüros. Falls noch Fragen offen sind oder Unsicherheiten bestehen, können einzelne Dienstleistungen unkompliziert über die Plattform gebucht werden. Über die Elster-Schnittstelle können Selbstständige dann ihre Steuermeldungen dann ganz einfach abschicken.

Brauchen Selbstständige einen Steuerberater?

Sobald die Selbstständigkeit angemeldet und die Steuernummer im Briefkasten ist, stellt sich die Frage nach dem nächsten Schritt. Im Allgemeinen wird spätestens jetzt ein passender Steuerberater als fester Partner für die Unternehmung gesucht. Aber brauchen Freiberufler und Selbstständige wirklich einen Steuerberater? Welche Leistungen bietet eine Steuerkanzlei und wie hoch liegen die Kosten?

Grundsätzlich ist es so: Die Zusammenarbeit mit einem Steuerberater bietet viele Vorteile, hat aber auch ihren Preis. Selbstständige, deren steuerliche Situation von Beginn an komplex ist und die viele verschiedene Arten an Einnahmen deklarieren und ein hohes Belegvolumen haben, werden mehr Zeit in ihre Buchhaltung investieren und sich mehr Wissen aneignen müssen. Die Abgabe an den Steuerberater bietet Sicherheit und nimmt die Eigenverantwortung bei Fehlern. Falls Unstimmigkeiten mit dem Finanzamt auftreten, steht der Steuerberater dafür gerade und nicht Sie.

Es ist allerdings fraglich, ob das klassische Modell der Steuerberatung für den Bedarf Selbstständiger passend ist. Wer seine Steuererklärung, die Umsatzsteuervoranmeldungen und die EÜR mit einer Steuersoftware gut allein hinbekommt, und nur gelegentlich professionelle Unterstützung braucht, ist mit einer virtuellen On-Demand-Beratung vielleicht gut bedient. Statt einem fixen Jahreshonorar von bis zu 2.500 Euro jährlich, werden somit nur einmalige Kosten für einzelne Leistungen bei Bedarf fällig.

Steuersoftware oder Steuerberater – Fazit

Ob sich ein Vertrag mit einer Steuerkanzlei lohnt oder die Steuern auch mithilfe einer Steuersoftware erledigt werden können, hängt von der Situation des Einzelnen ab. Selbstständige profitieren von professioneller Unterstützung in Steuerangelegenheiten, scheuen jedoch den hohen Fixpreis. Hybridlösungen aus Software und professioneller Steuerberatung empfehlen sich und erlauben es, die Kontrolle über Steuerangelegenheiten zu behalten, ohne über das nötige Vorwissen zu verfügen, um komplexere Fragen selbst zu klären.

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Eine Frau in einem blau-weiß gestreiften Hemd - Barbara Schinko, SEO & Content Marketing Manager.

Autorin: Barbara Schinko, SEO & Content Marketing Manager

arbeitet seit 2016 bei Hiscox. Sie recherchiert gerne querbeet zu spannenden Themen wie Digitalisierung & Business-Themen, eignet sich neues Wissen an und schreibt dann darüber im Business Blog. Sobald sie auf ein erklärungsbedürftiges Wort aus der Versicherungswelt stößt, nimmt sie es ins Hiscox Glossar auf.

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