
Vier Berchtesgadener sind Feuer und Flamme für ihr neues Projekt: der Neuaufbau eines Hartmann-DKW-Oldtimers aus dem Jahr 1961, gebaut für die Formel Junior. Joachim Althammer hat ein Teile-Paket des Wagens gekauft – drei Mechaniker der Rennwagen-Werkstatt von damals helfen bei der DKW-Oldtimer Restauration mit. Wie ihr Projekt aussieht und welches Ziel sie alle verbindet:
Joachim Althammer hat die Idee, einen seltenen Hartmann-DKW Formel Junior aus dem Jahr 1961 mit der Fahrgestellnummer 0007 neu aufbauen zu lassen: Der Rennwagen ist einer von momentan vier weltweit bekannten Autos aus der Berchtesgadener Werkstatt von Alfred Hartmann und hat eine besondere Geschichte:
Rennflitzer in den 1960er Jahren – heute restaurationsbedürftig
1957 gründete der italienische Rennfahrer Graf Lurani die „Formel Junior“ als Rennserie zur Ausbildung von Nachwuchspiloten. Ihren Weg nach Deutschland fand diese Rennserie 1959 durch die Initiative von Graf Berghe von Trips.
Im Formel-Junior-Rennzirkus tummelte sich seit 1958 auch der Berchtesgadener DKW-Händler Alfred Hartmann.
Er hatte seiner Nonntal-Garage nicht nur einen „Spezialbetrieb für Zweitakt-Hochleistungsmotoren“ angegliedert, sondern auch die „Scuderia Hartmann Berchtesgaden“ gegründet. Ein Mittel zur Kundenbindung, mit dem er seinen Wettbewerbern einen Schritt voraus war!
Die ersten Hartmann-Formel-Junior-Wagen folgten dem typischen DKW-Konzept:
Motor vor, Getriebe hinter der angetriebenen Vorderachse. Vorder- und Hinterachse entstammten mitsamt der Querblattfeder dem AU 1000. Der auf 1.100 ccm aufgebohrte 1000-SP-Motor leistete kurzfristig 95,6 PS. Solch eine extreme Leistungssteigerung ging auf Kosten der Lebensdauer; alle weiteren Motoren behielten daher den Hubraum des Serientriebwerks bei.
Im Frühjahr 1960 überarbeitete Alfred Hartmann seinen Rennwagen vollständig – erkennbar vor allem am 180 Grad gedrehten Motor-Getriebeblock. Der Umbau ermöglichte einen flacheren Fahrzeugbug, der sich in einem cw-Wert von 0,35 niederschlug.
In den Jahren 1960 und 1961 entstanden in der neuen Rennwerkstatt, einem angemieteten Bunker, 13 Exemplare der zweiten Ausführung. Mindestens fünf Fahrzeuge davon wurden damals an den Rennstall des jugoslawischen Staatschefs Tito geliefert.
Technische Daten der Fahrzeuge aus der 2. Rennserie
Baujahr: 1961
Motor: Dreizylinder-Zweitakt in Reihe, Basis Auto Union 1000 S
Hubraum: 981 ccm
Leistung: max. 81 PS bei 5.600 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 158-186 km/h je nach Achsübersetzung
Kraftübertragung: Frontantrieb
Getriebe: Viergang
Radstand: 2.100 mm
Gesamtmaße:
Länge: 3.450 mm
Breite: 1.500 mm
Höhe: 800 mm
Karosserie: 850 mm
Leergewicht: 410 kg (Homologations-gewicht)
Verbrauch: ca. 20 Liter Benzin-Ölgemisch auf 100 km im Rennbetrieb
Der seltene Rennwagen im Neuaufbau
Die Überreste von einem der Fahrzeuge sind 2013 im ehemaligen Jugoslawien aufgetaucht: Der Rahmen, die zum größten Teil vollständige Karosserie und ein Rennmotor sind erhalten geblieben.

Dieses „Teile-Paket“ hat Joachim Althammer über Umwege und Kontakte im Februar 2017 für die Edelweiß Classic Stiftungs-GmbH erworben. Jetzt ist die Herausforderung, den Hartmann-Rennwagen wieder zu vervollständigen und zu restaurieren – und somit ein Stück Berchtesgadener Automobilgeschichte zum Leben zu erwecken.
Wenn es dann soweit ist, soll der Rennwagen wieder fahren und auf den von Joachim Althammer organisierten Oldtimer-Veranstaltungen in der Region Berchtesgaden ausgestellt werden.

Der Neuaufbau soll mit der tatkräftigen Hilfe von Zeitzeugen gelingen:
Jakob Lindner (77), Sepp Seipel (77) und Alois Rückauf (85) haben den Rennwagen damals in den 1960er Jahren gebaut und waren mit dem Hartmann-Team bei internationalen Rennen dabei.
Die drei ehemaligen Mechaniker sind begeistert von dem DKW-Oldtimer Projekt und wirken gerne an dem Neuaufbau mit. Zum Beispiel arbeiten Jakob Lindner und Sepp Seipel gerade am Motor.